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Nach dem starken Anstieg des Goldpreises ist auch der Silberpreis im Aufwind. Fachleute erwarten weitere Kursgewinne und verweisen auf das schwindende Vertrauen in die Staatsfinanzen und das Fiatgeld.

Beim niederländischen Vermögensverwalter Optimix ist man seit Jahren ein Fan von Edelmetallen. Laut Portfoliomanager Arjen van der Meer sei die Strategie ein wichtiger Bestandteil der Vermögensallokation. Das Unternehmen hält seit langem beträchtliche Positionen in Edelmetallen. Im Jahr 2020 stieg es in Gold ein und einige Jahre später nahm es Silber in die Portfolios auf. Vor kurzem hat Optimix einen Teil der Goldbestände verkauft und damit den Anteil der Edelmetalle in neutralen Portfolios von zehn Prozent auf etwa acht Prozent reduziert. Davon entfallen drei Prozentpunkte auf Silber, das über den iShares Physical Silver ETC investiert ist.

Das Metall hat ein hervorragendes Jahr: Seit Anfang Januar ist der Silberpreis um 31 Prozent gestiegen und liegt damit leicht vor Gold, das um 28 Prozent zugelegt hat. Kurz- bis mittelfristig wird Silber von den Realzinsen, den Inflationserwartungen und dem Dollar angetrieben, gibt Van der Meer an. ‚Langfristig sehen wir Silber und Gold jedoch vor allem als Absicherung gegen die Entwertung der Währung, die das Ergebnis einer anhaltenden monetären Expansion im Verhältnis zum BIP ist.‘

Der starke Anstieg der Gold- und Silberpreise zeige seiner Meinung nach, dass die Anleger zunehmend eine künftige Entwertung einkalkulieren. ‚Hohe Haushaltsdefizite und eine steigende Staatsverschuldung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die amerikanische Federal Reserve irgendwann wieder Staatsanleihen kaufen und mehr Dollar in das System pumpen wird.‘

Strukturelle Engpässe

Van der Meer betont, dass die wesentlichen Faktoren auf dem Silbermarkt den Preis nur wenig beeinflussen. Obwohl es seit 2021 eine strukturelle Verknappung gibt und die industrielle Nachfrage - vor allem aus der Solarindustrie - weiter steigt, werden die Preise weiterhin hauptsächlich von Anlegern getrieben. ‚Silberknappheit gibt es schon seit Jahren, und lange Zeit hat sich beim Preis nichts getan. Letztendlich ist es die Nachfrage der Anleger, die den Unterschied ausmacht‘, sagt er.

Er rechnet damit, dass sich diese Knappheit noch verschärfen wird, weil die Produktion seit einem Jahrzehnt stagniert und nur wenige neue große und hochwertige Vorkommen verfügbar sind. Dies fördere natürlich die positive Stimmung unter den Anlegern, meint der Portfoliomanager.

Silber holt jetzt zu Gold auf. ‚Wenn Edelmetalle wieder auf dem Radar der Anleger erscheinen, steigt zunächst die Nachfrage nach Gold, und später im Zyklus folgen dann starke Zuwächse bei Silber und Platin. Aus diesem Grund ist Silber hinter Gold zurückgeblieben und wird relativ attraktiv bewertet.‘

Van der Meer weist auf das aktuelle Gold-Silber-Verhältnis von 85 gegenüber einem Durchschnitt von etwa 70 in den letzten 30 Jahren hin. Dieses Verhältnis zeigt, wie viele Unzen Silber benötigt werden, um eine Unze Gold zu kaufen. Dieses Instrument wird von Anlegern verwendet, um den relativen Wert zu beurteilen und über Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkte zu entscheiden. ‚Silber ist extrem volatil und neigt dazu, in beide Richtungen zu überschießen, aber die Chancen sind hoch, dass der historische Durchschnitt wieder erreicht wird. Vor 1985 war das Gold-Silber-Verhältnis strukturell viel niedriger, etwa 40 bis 50.‘

Spekulative Positionen

Auch Analysten sind optimistisch. UBS hat kürzlich ihre Silberprognose für alle Zeithorizonte bis Juni 2026 von 38 Dollar auf 42 Dollar pro Unze erhöht. Der Schweizer Vermögensverwalter führt den starken Anstieg vor allem auf das steigende Interesse der Anleger zurück. Spekulative Positionen in Silber-Futures betragen netto fast 297 Millionen Unzen, ein Anstieg von fast 50 Prozent seit Ende letzten Jahres.

Auch Silber-ETFs verzeichnen starke Zuflüsse: Dieses Jahr sind bisher 70 Millionen Unzen hinzugekommen, sodass sich die Gesamtmenge auf etwa 786 Millionen Unzen beläuft. Die Nachfrage ist regional ungleichmäßig. In Europa hat sich die Einzelhandelsnachfrage seit Ende 2024 wieder erholt, während sie in Indien im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen ist. Der US-Markt hingegen ist weniger begeistert: Die Nachfrage im Einzelhandel ist um mindestens 30 Prozent gesunken.

UBS führt mehrere Gründe für die Beliebtheit von Silber bei Anlegern an. Silber gilt als Absicherung gegen einen schwächeren Dollar, während nachlassende Konjunktursorgen und eine starke industrielle Nachfrage - insbesondere aus den Bereichen Solarenergie, Elektronik und Autoindustrie - unterstützend wirken. Auch die Risiken für die industrielle Nachfrage sind zurückgegangen, was die Stimmung weiter verbessert hat. Das neue Kursziel von UBS impliziert ein Aufwärtspotenzial von etwa zehn Prozent gegenüber den aktuellen Kursen.

Bevorzugtes Tauschmittel

JP Morgan ist mit einem Ziel von 43 Dollar für das nächste Jahr etwas optimistischer. Van der Meer hält beide Prognosen für zu vorsichtig. Er verweist auf den Anstieg von 2010/2011, als die Preise innerhalb einer kurzen Zeitspanne von etwa 15 auf fast 50 Dollar pro Unze stiegen. ‚Innerhalb von sechs bis zwölf Monaten könnte Silber wieder die 50 Dollar-Marke erreichen und längerfristig sogar noch höher. Zwischen dem heutigen Niveau und dem Rekord von 50 Dollar aus dem Jahr 2011 gibt es technisch gesehen keinen Widerstand.‘

In extremeren Szenarien schließt er eine Verdoppelung nicht aus. ‚Jahrhundertelang war Silber das bevorzugte Tauschmittel, während Gold eher ein Reichtumsspeicher für die Wohlhabenden war. Wenn die Entwertung der Währungen zunimmt und das Vertrauen in das Fiatgeld schwindet, wird die monetäre Rolle von Silber in den Vordergrund treten. Insbesondere in Situationen, in denen die Fed zum Beispiel durch Trump mehr oder weniger gezwungen wird, die Zinsen zu senken, oder im Falle einer Monetarisierung der Schulden könnte Silber auf 75 oder sogar 100 Dollar pro Unze ansteigen.‘

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