Bankhaus Metzler geht von einem weiteren Jahr mit gut performenden deutschen Aktien aus. Der diesjährige Anstieg des DAX nahe 20 Prozent wird 2026 wahrscheinlich nicht erreicht werden, aber Aktienstratege Uwe Hohmann rechnet mit einem Anstieg von ca. 10 Prozent.
Dies sagt er im Gespräch mit Investment Officer. Das Bankhaus Metzler verwaltet 77 Milliarden Euro, wie aus den letzten veröffentlichten Zahlen hervorgeht.
Die 500 Milliarden Euro, die die deutsche Bundesregierung überwiegend für Investitionen in die Infrastruktur bereit gestellt hat plus die zusätzlichen Mittel für Verteidigungsausgaben, werden sich trotz des zunehmenden Pessimismus hinsichtlich der versprochenen Reformen der im Mai angetretenen Regierung von Friedrich Merz im nächsten Jahr positiv auf die Wirtschaft auswirken, erwarten die Kapitalmarktexperten der Privatbank. Auch aus diesem Grund sieht Metzler das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach drei Jahren der Stagnation im Jahr 2026 endlich wieder um 1,2 Prozent wachsen.
„Wenn man die 500 Milliarden Euro für Infrastruktur, Digitalisierung etc. sowie die zusätzlichen Ausgaben für die Wiederaufrüstung auf Jahresbasis umrechnet, ergibt sich bei einer vorsichtigen Berechnung ein zusätzliches Wachstum von 0,8 Prozentpunkten. Da das Jahr 2026 mehr Arbeitstage hat als 2025, kommen noch 0,3 Prozentpunkte hinzu, sodass wir für das kommende Jahr ein Wachstum von etwas über 1 Prozent veranschlagen”, sagt Uwe Hohmann von Metzler Capital Markets.
Lieber Themen als Branchen
Für Metzler Capital Markets sind thematische Ausrichtungen wichtigere Kriterien als die strenge Unterscheidung nach Sektoren. Aktien deutscher Unternehmen, die von den staatlichen Impulsen für Infrastruktur, Digitalisierung und Aufrüstung profitieren, werden im nächsten Jahr im Mittelpunkt des Interesses stehen. Dies gilt insbesondere für bestimmte Technologie- und Infrastrukturunternehmen, erwartet Hohmann.
Von den deutschen Verbrauchern und dem Export erwartet der Metzler-Experte zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2026 noch wenig Dynamik. Während Impulse aus dem Export in Märkte wie die Vereinigten Staaten und China in der Vergangenheit oft die Wirtschaft aus der Flaute holten, haben diese derzeit – auch aus geopolitischen Gründen – weniger Interesse an deutschen Waren, skizziert Hohmann. Sektoren, von denen er vorerst weniger Wachstum erwartet, sind daher diejenigen von Unternehmen, die ihre Produktionsstätten in Deutschland haben und von dort aus in die Vereinigten Staaten und nach China exportieren.
Konsumgüterunternehmen
Auch die deutschen Verbraucher halten ihr Geld vorerst in der Tasche. Die Reallöhne steigen nach Jahren des Rückgangs wieder, aber aufgrund pessimistischer Stimmen zur Wirtschaft und Berichten über geplante Entlassungen in den Medien sparen die Menschen vorerst lieber, als dass sie Geld ausgeben. Wenn sich die Nachrichten aus der Wirtschaft verbessern, werden die Geldbörsen jedoch wieder geöffnet, glaubt Hohmann. „Ich gehe daher davon aus, dass Konsumgüterunternehmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 wieder interessant für Investoren werden.”
Insgesamt liegt der Fokus 2026 erneut auf Europa, wo Aktien günstiger bewertet sind als in den Vereinigten Staaten. Gegenüber einem durchschnittlichen geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 23 für den S&P 500 liegt das durchschnittliche KGV bei 15 mal dem Gewinn pro Aktie. „Aus Sicht eines internationalen Anlegers sind US-Aktien teuer”, sagt Hohmann. „Dieser Aufschlag war angesichts der Zahl der Technologieunternehmen und des Wirtschaftswachstums in den Vereinigten Staaten in den letzten Jahren gerechtfertigt. Da wir jedoch davon ausgehen, dass das Wachstum in Europa und insbesondere in Deutschland wieder anziehen wird, werden sich diese Unterschiede verringern. Das sollte sich auch in den Bewertungen deutscher Aktien widerspiegeln.”
Die Verbesserung des Wachstums in Europa wird laut Hohmann durch günstige Zinsen bei der Europäischen Zentralbank unterstützt. „Wir rechnen noch mit einer weiteren Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt, aber selbst wenn diese nicht eintritt, bleibt das Niveau in Europa relativ niedrig und günstig für Investitionen”, sagt er. Von der Fed erwartet Hohmann 2026 vier Zinssenkungen.
Spannungen zwischen China und Japan
Er warnt davor, dass verschiedene potenzielle geopolitische Entwicklungen die Kapitalmärkte im kommenden Jahr noch erheblich durcheinanderbringen könnten. „Im Hintergrund spielen die Spannungen zwischen China und Taiwan eine Rolle, wobei Peking dieses Thema kürzlich auch in Handelsgesprächen mit den Vereinigten Staaten angesprochen hat. Da Taiwan eine wichtige Drehscheibe in der weltweiten Chip-Produktion ist, könnte eine Eskalation die Wirtschaft hart treffen. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine. Der Markt geht noch nicht davon aus, dass sich die Lage dort bald ändern wird, obwohl es in den letzten Wochen Entwicklungen gab, die zu ersten Schritten hinzu einem Frieden führen könnten. Als drittes schaue ich auf Frankreich, wo die Verschuldungsfrage des Staates im nächsten Jahr zu einem Thema werden könnte, und schließlich auf unser eigenes Land.”
Auch die Entwicklungen in Deutschland sollte man im Auge behalten. „Nächstes Jahr finden in Deutschland fünf Landtagswahlen statt, und die Koalitionsparteien beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wie sie sich gegenüber der aufstrebenden AfD positionieren sollen. Das wird sich auch in Berlin bemerkbar machen, denn dies könnte es schwierig machen, die notwendigen Kompromisse zu schließen, um die erforderlichen Reformen durchzuführen.“