
Die Gebührenstruktur eines Investmentfonds ist mehr als nur ein Vertrag: sie ist ein Barometer für das Vertrauen zwischen Fondsmanager und Anleger. Nichts frustriert einen Kunden mehr als die Zahlung einer Performancegebühr in einem Jahr mit einer negativen Gesamtrendite, selbst wenn der Manager die Benchmark übertroffen hat.
Bei einer soliden Gebührenstruktur geht es also um Fairness, Transparenz und den Abgleich von Interessen. In diesem Artikel erörtern wir die wichtigsten Gebührenstrukturen bei Hedge-Fonds und Private-Equity-Fonds, zeigen auf, mit welchen Entscheidungen Vertrauen geschaffen und untergraben wird, und skizzieren das Spielfeld, auf dem Fondsmanager heute agieren.
Hedgefonds
Seit Jahrzehnten arbeiten Hedgefonds mit der klassischen 2/20-Struktur als ihrem Standard: 2 Prozent Verwaltungsgebühr und 20 Prozent Performancegebühr. Dieses Modell hat viele Jahre lang für Stabilität gesorgt und Renditeanreize für die Manager geschaffen, ist inzwischen aber unter Druck geraten. Investoren und Regulierungsbehörden prüfen das Gleichgewicht zwischen Kosten und Leistung immer kritischer.
Dabei werden von den Anlegern Mechanismen geschätzt, die Schutz und Transparenz bieten. Eine ewige Hochwassermarke verhindert, dass ein Manager weitere Gebühren erhält, so lange frühere Verluste noch nicht ausgeglichen sind. Eine Hurdle Rate stellt sicher, dass Performancegebühren nur oberhalb einer vorher festgelegten Mindestrendite (z.B. 8 Prozent pro Jahr) zu zahlen sind. Ebenso steigt die Unterstützung für niedrigere Fixkosten und einen stärkeren Fokus auf die Performance, z.B. 1 Prozent Managementgebühr statt 2 Prozent.
Zu den Strukturen, die Misstrauen wecken, gehören hingegen Rücksetzungen der Hochwassermarke, die oft als unfair angesehen werden, weil die Anleger erneut zahlen müssen, während sich ihr Portfolio noch nicht vollständig erholt hat. Gestaffelte Leistungsgebühren stoßen ebenfalls auf Widerstand. Zum Beispiel:
- 20 Prozent Performancegebühr auf die ersten 20 Prozent Rendite;
- Bei einer Rendite von über 20 Prozent steigt die Gebühr auf 30 Prozent.
Theoretisch könnte das ein Anreiz für mehr Leistung sein, in der Praxis entsteht dadurch aber vor allem Verwirrung. Je komplexer das Modell ist, desto schneller verlieren die Anleger das Vertrauen.
Private Equity-fonds
Bei Private Equity liegt der Schwerpunkt auf dem Carried Interest, einer Gewinnbeteiligung zusätzlich zur jährlichen Managementgebühr. Dieser Carry beträgt in der Regel 15 bis 20 Prozent des Gewinns über der Hurdle Rate und wird auch bevorzugte Rendite genannt. Die Wahrnehmung von Fairness und Transparenz wird dabei weitgehend von der Auszahlungsmethode bestimmt.
Bei der Deal-by-Deal-Methode (US-Wasserfall) erhält der Manager einen Carry, sobald eine einzelne Anlage gewinnbringend verkauft wurde, auch wenn der Fonds insgesamt noch Verluste macht. Der Manager profitiert frühzeitig, während spätere Verluste vollständig von den Anlegern getragen werden. Ohne Schutzmechanismen wie Clawback-Bestimmungen - bei denen zu viel gezahlter Carry im Nachhinein zurückgefordert wird - empfinden die Anleger dies als unfair und undurchsichtig.
Die Whole-of-Fund-Methode (Europäischer Wasserfall) funktioniert genau umgekehrt: Der Carry wird nur dann gezahlt, wenn der Fonds als Ganzes die bevorzugte Rendite übertroffen hat. Die Anleger erhalten zunächst ihr gesamtes Kapital plus die vereinbarte Mindestrendite zurück, bevor der Manager an den Gewinnen teilhaben kann. Dieser Ansatz ist besser auf die Interessen der Anleger abgestimmt und wird als fairer und transparenter angesehen.
Ebenso werden Zusätze wie Clawback-Klauseln von den Anlegern geschätzt, die garantieren, dass der Manager am Ende nicht mehr erhält, als auf der Grundlage der Gesamtergebnisse des Fonds gerechtfertigt ist. Wie bei Hedgefonds sorgen auch hier Einfachheit und Transparenz für Vertrauen, während es von komplexen oder einseitigen Strukturen eher untergraben wird.
Auswirkungen für Fondsmanager
Die Gebührenstruktur ist in den Fondsverträgen dokumentiert, aber in der Praxis geht es um mehr als nur die bloße rechtliche Korrektheit. Fondsmanager müssen sich mehrerer Faktoren bewusst sein, die einen direkten Einfluss auf die Nachhaltigkeit und Akzeptanz ihrer Gebührenstruktur haben.
Ein erster wichtiger Faktor ist die verstärkte Regulierung. Ab April 2026 muss die AIFMD II in den EU-Mitgliedstaaten umgesetzt worden sein. Diese Richtlinie verpflichtet die Fondsmanager dazu, nachzuweisen, dass ihre Gebührenstruktur verhältnismäßig und im Interesse der Anleger ist. Bei der Einhaltung der Vorschriften wird es nicht mehr nur um die formale Rechtmäßigkeit gehen, sondern auch um die tatsächliche Fairness der Gebühren.
Ein weiterer Faktor ist das Reputationsrisiko. Selbst rechtlich korrekte Gebührenstrukturen können einen großen Imageschaden verursachen, wenn die Anleger das Gefühl haben, dass sie zu viel bezahlen. In einem Sektor, der auf Vertrauen basiert, kann dies katastrophale Folgen haben.
Und schließlich gibt es einen wachsenden Wettbewerbsdruck. Anleger vergleichen die Gebührenstrukturen zunehmend und wechseln schneller zu Alternativen, wenn ein Fonds zu teuer oder zu komplex erscheint. Transparenz und Einfachheit sind daher nicht nur eine Frage der Compliance, sondern auch ein strategischer Wettbewerbsvorteil.
Fazit
Ob bei Hedge-Fonds oder Private Equity, Anleger schätzen Fairness, Einfachheit und Transparenz. Gebührenstrukturen, die eine doppelte Abrechnung verhindern, eine echte Wertschöpfung betonen und die Interessen ausgleichen, schaffen Vertrauen und stärken die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Andererseits untergraben übermäßig komplexe oder einseitige Strukturen - auch wenn sie rechtlich vertretbar sind - das Vertrauen und erhöhen das Reputationsrisiko.
Die Botschaft für Fondsmanager ist klar: Man kann sich nicht nur für das entscheiden, was rechtlich zulässig ist, sondern muss auch berücksichtigen, was sich fair und transparent anfühlt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg in einem Markt, in dem Vertrauen spärlich vertreten und doch absolut entscheidend ist.
Jesper Boelrijk ist Leiter der Fondsbuchhaltung bei AssetCare. AssetCare unterstützt Fondsmanager dabei, Fonds unter Einhaltung der Vorschriften einzurichten und zu verwalten. AssetCare ist Teil des Expertengremiums von Investment Officer.