
ABN Amro will die Vermögensverwaltung für Private Banking-Kunden personalisieren. Ab Oktober werden Kunden mit verwalteten Portfolios 10 Prozent ihres Portfolios in mindestens drei selbst gewählte Themen investieren. Dafür investiert die Bank in strukturierte Produkte, die sicherstellen, dass ein Kunde nicht mehr als 5 Prozent seiner Anlage pro Thema verlieren kann.
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten mit thematischen Bezügen wie Verteidigung und erneuerbare Energien bei Kunden in der Vermögensverwaltung gestiegen, sagte Jan Willem Hofland, Leiter Investment Sales bei ABN Amro, in einem Interview mit Investment Officer. Die Meinungen gehen jedoch weit auseinander: So möchte ein Kunde in den Bereich Verteidigung investieren, um die Sicherheit Europas zu stärken, während ein anderer im Zusammenhang mit den Kriegen wie in der Ukraine und im Gazastreifen ausdrücklich keine Verteidigung in seinem Portfolio haben möchte.
Die Frage, wie die Bank dem Wunsch der Kunden nach einer individuelleren Auswahl ihres Portfolios nachkommen kann, hat ABN Amro ‚schon seit geraumer Zeit beschäftigt‘, erklärte Hofland. Letztendlich hat die Bank eine neue Struktur für die Vermögensverwaltung entwickelt: 90 Prozent des Portfolios verbleiben in dem gewählten Mandat, während 10 Prozent in Themen investiert werden.
Kunden der Vermögensverwaltung mit einem investierbaren Vermögen von mindestens 1 Million Euro können aus sechs Themen wählen: Infrastruktur, Verteidigung, KI, Spiele und Freizeit, erneuerbare Energien und fossile Brennstoffe. Jedes Thema erfordert eine Mindestinvestition von 50.000 Euro bei einer Produktlaufzeit von etwa drei Jahren.
Da ABN Amro strukturierte Produkte mit Kapitalschutz verwendet, kann ein Kunde in diesen drei Jahren nicht mehr als 5 Prozent seiner Anlage pro Thema verlieren, während die prognostizierte jährliche Rendite 8 bis 9 Prozent beträgt. Der genaue Anlageansatz ist je nach Thema unterschiedlich und wird von einem 12-köpfigen Team verwaltet, das sich auf strukturierte Produkte konzentriert. Hofland: ‚Es handelt sich immer um eine Anleihe, die zu 95 Prozent aufläuft, während der Rest in Optionen auf das Thema und den Basiswert mit dem größten Engagement oder der besten Handelbarkeit investiert wird. Im Verteidigungsbereich könnte dies ein Korb von Einzeltiteln sein, während es sich bei anderen Themen um Optionen auf einen ETF handeln könnte.‘
Der Grund für die Wahl strukturierter Produkte ist das Risiko, das mit einer geringeren Diversifizierung einhergeht. Hofland: ‚Nehmen wir die KI als Beispiel, die sich spektakulär entwickelt hat. In den nächsten drei Jahren könnte sich der Sektor verdoppeln, aber er könnte auch um 80 Prozent fallen. Diese Art von Risiko ist für Kunden in der Vermögensverwaltung ungeeignet, also wollten wir mit kapitalgeschützten Produkten für eine Verlustbegrenzung sorgen.‘ Gleichzeitig sinkt das Risikoprofil eines Portfolios, wenn es um drei Themen ergänzt wird, wie die Modelle der Bank zeigen. ‚Während die Renditeerwartungen unverändert bleiben‘, so Hofland weiter.
Kundentermine und Wissenstests
Im vergangenen Sommer haben die Privatbankiers von ABN Amro mit Kundengesprächen über das neue Produkt, und von den Kunden wurden die erforderlichen Wissenstests für strukturierte Produkte gemacht. Die Zeichnung erfolgt Ende September, und am 1. Oktober werden alle interessierten Kunden investiert. Ein späterer Einstieg ist möglich, auch wenn Hofland betont, dass ein Thema im Laufe der Zeit an Attraktivität verlieren kann. Ein vorzeitiger Ausstieg ist ebenfalls möglich, allerdings erhält der Anleger in diesem Fall den tagesaktuellen Marktpreis. Der Kapitalschutz greift nur bei Fälligkeit.
Die Begeisterung der Kunden für das neue Produkt ist sehr groß, so Hofland. Besonders beliebt sind die Themen Verteidigung, KI und Infrastruktur. ‚Wir haben auch eine starke Nachfrage nach fossilen Brennstoffen gesehen, insbesondere nach dem Anstieg der Rohstoffpreise im Jahr 2022. In den Kernportfolios investieren wir nicht in fossile Brennstoffe, und viele Kunden wissen das zu schätzen. Mit den Themenbausteinen können die Kunden diese Entscheidung immer noch selbst treffen.‘
Obwohl diese neue Form der Vermögensverwaltung zum Standard wird, sind die Kunden nicht verpflichtet, sie sofort zu übernehmen. Hofland geht davon aus, dass etwa 60 bis 70 Prozent der Private-Banking-Kunden teilnehmen. Die Einführung beginnt mit den Kunden in den Niederlanden. Im Dezember folgen die Kunden in Deutschland und Anfang nächsten Jahres können auch Kunden Belgien sich für Themeninvestitionen entscheiden.
Es kann sein, dass sich auch die Vermögensverwaltung für kleinere Portfolios ändert und dass weitere Themen hinzukommen, wenn eine Nachfrage entsteht. Hofland: ‚Wir gehen einen neuen Weg in der Vermögensverwaltung und werden sehen, wie er funktioniert.‘ Ultimativ geht es um eine Stärkung der Kundenbeziehungen, sagte er. ‚Je stärker die Bindung zwischen einem Kunden und seinem Portfolio ist, desto länger wird er bei der Bank bleiben. Der Vorteil einer großen Bank ist, dass wir ein solches Angebot machen und gleichzeitig günstige Konditionen pro Thema gewährleisten können.‘