BlackRock's headquarters in Manhattan. Photo: IO.
BlackRock's headquarters in Manhattan. Photo: IO.

Deutschland sollte seine mehreren Tausend Milliarden Euro an Ersparnissen von den Banken abziehen und sie über Private Markets für seinen Mittelstand verwenden. Das sagte Philipp Hildebrand, Vizepräsident des Global Executive Committee von Blackrock, bei der Vorstellung eines Berichts über den europäischen Markt für Privatmarktanlagen am Donnerstag.

Preqin, das Marktforschungsunternehmen des Vermögensverwalters, prognostiziert, dass der Markt für alternative Anlagen in den kommenden Jahren von derzeit knapp 3000 Milliarden Euro bis 2030 auf 5000 Milliarden verwaltetes Vermögen wachsen wird. Obwohl der europäische Markt im Vergleich zum US-Markt immer noch bescheiden ist, geht Preqin davon aus, dass Europa in nächster Zeit relativ schnell wachsen wird. Die Anleger sehen hier Chancen, da Investitionen in Europa günstiger bewertet werden und die europäischen Regierungen umfangreiche Investitionen planen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Hildebrand wies darauf hin, dass das europäische Bruttoinlandsprodukt zu Beginn dieses Jahrhunderts noch mit dem der Vereinigten Staaten vergleichbar war, seitdem aber um etwa 30 Prozent zurückgefallen ist. „Diese Verschlechterung erfolgte schleichend von Jahr zu Jahr, vor allem in Deutschland, aber man wollten es nicht wahrhaben“, so Hildebrand. „Man war nicht beunruhigt, weil man in der Chemie- und Automobilbranche führend war. Noch im Jahr 2022, als wir eine Vorstandssitzung in Bayern hatten, waren viele selbstgefällige Töne zu vernehmen: ,Es läuft sehr gut‘, ,Wir sind die Besten‘ und ,Das wird schon werden‘.“

Philipp HildebrandHildebrand schöpft Hoffnung aus der Tatsache, dass die Dringlichkeit klar ist und Mario Draghi in seinem Bericht für die Europäische Kommission den Finger auf die Wunde gelegt hat. „Zuerst kommt das Erkennen, dann kommt der Schock und dann hofft man, dass der dritte Schritt darin besteht, dass eine Antwort kommt. Die Umsetzung ist die nächste Herausforderung und das ist in einer Koalitionsregierung wie in Deutschland schwierig. Aber die Diagnose ist da. Draghi hat sie sehr deutlich gestellt.“

Hildebrand zufolge ist das Problem nicht ein Geldmangel, sondern die Tatsache, dass das Geld in Europa in den Tresoren der Banken schlummert. „Die gute Nachricht ist, dass es in Europa 10 Billionen Euro auf Sparkonten gibt“, sagte er.

Um mit dem weltweiten Investitionsboom im Bereich der künstlichen Intelligenz, der auf 1500 bis 2500 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt wird, Schritt zu halten, ist es laut Hildebrand „unerlässlich“, Wege zu finden, die europäischen Spareinlagen zu mobilisieren. Die Verwirklichung der Kapitalmarktunion bezeichnete er daher als „…eine existenzielle Herausforderung…“ für Europa.  

Unternehmen vor allem über Private Market zugänglich

Alternative Märkte wie jene für Private Equity, Private Credit, Infrastruktur, Immobilien und Hedgefonds müssten dabei eine wichtige Rolle spielen, meint Dirk Schmitz, Blackrock-Länderchef für Deutschland, Österreich und Osteuropa. „Von den Unternehmen, die mehr als 100 Millionen Euro Umsatz machen, sind nur 15 Prozent börsennotiert. Zu den übrigen Unternehmen haben die Anleger nur über Private Markets Zugang“, sagte er. Insbesondere der deutsche Mittelstand ist laut Blackrock auf Private Credits angewiesen, da sich die Banken zunehmend als Kreditgeber vom Unternehmensmarkt zurückziehen.

Nach Angaben von Preqin belief sich das private Kapital, das Fondsmanager Ende Dezember in deutsche Vermögenswerte investiert hatten, auf 216,6 Milliarden Euro. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 wurden Private-Credit-Beteiligungen in Höhe von 21,5 Milliarden Euro bekannt gegeben, wovon 2,6 Milliarden Euro auf Infrastrukturprojekte entfielen. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurden noch Geschäfte im Gesamtwert von 27,8 Milliarden Euro abgeschlossen. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 wurden für 32 Fonds 4,7 Milliarden Euro an Kapital aufgenommen, im Gegensatz dazu waren es im gesamten Jahr 2024 12,7 Milliarden Euro für 70 Fonds.     

Infrastruktur

In den kommenden Jahren wird das größte Wachstum innerhalb der europäischen alternativen Märkte in der Kategorie Infrastruktur erwartet, so der Bericht von Preqin, in dem die Forscher eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 14,8 Prozent bis 2030 voraussagen. „Die wichtigsten Herausforderungen, vor denen Deutschland und ganz Europa stehen, können nur durch Private-Market-Transaktionen finanziert werden. Damit meine ich die Finanzierung von Infrastruktur, Straßen und erneuerbaren Energien, aber auch von Innovationen und Start-ups“, sagte Schmitz.

Blackrock, der ehemalige Arbeitgeber des heutigen Bundeskanzlers Friedrich Merz, hat in letzter Zeit durch Übernahmen, Partnerschaften und neue Produkte stark in private, für Vermögensverwalter lukrative Märkte, investiert. Gründer Larry Fink sprach sich in seinem April-Newsletter aus gutem Grund dafür aus, die alte Faustregel der Portfoliozusammensetzung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen durch 50 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und 20 Prozent private Vermögenswerte zu ersetzen.

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