Aaron Renkers
Aaron Renkers

Im Jahr 2020 wählte VanEck Liechtenstein, um den Grundstein für seine ersten Krypto-Investitionen zu legen. Seitdem wurde das Krypto-Team erheblich vergrößert. Laut VanEck ist dies ein Vorbote dafür, wie das Fondsmanagement in Zukunft aussehen könnte. „In der Vergangenheit haben wir manchmal die Erwartung geäußert, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Hälfte unseres Umsatzes Blockchain-basiert sein wird.“

„Liechtenstein war dem Rest Europas ein paar Jahre voraus“, erklärt Aaron Renkers, der bei VanEck für Investments in Europa verantwortlich ist, warum die Wahl auf Lichtenstein fiel. Es ist eines der wenigen europäischen Länder mit einer klaren Krypto-Gesetzgebung.

Außerdem fand das Unternehmen dort einen wichtigen Partner, die Bank Frick, damals eine der ersten europäischen Banken mit Krypto-Dienstleistungen. Von Liechtenstein aus brachte VanEck noch im selben Jahr seinen ersten Bitcoin-ETN auf den Markt.

Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten

Das Krypto-Team von VanEck umfasst weltweit inzwischen rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen ein kleiner Teil in Europa tätig ist. Das europäische Team hat bisher 14 Krypto-Produkte auf den Markt gebracht. Dies erfordere ein anderes Know-how als traditionelle ETFs, sagt Renkers.

Erstens, weil es sich um ETNs handelt: Schuldverschreibungen mit einer anderen Risikostruktur als ETFs. Rechtlich ist es nämlich noch nicht möglich, Kryptowährungen in einen OGAW-ETF-Mantel zu stecken. Bei Aktien-ETFs werden die Anteile in der Regel über Bargeld geschaffen, woraufhin der Manager selbst die zugrunde liegenden Wertpapiere kauft.

Bei Krypto-ETNs geschieht dies fast ausschließlich durch In-Kind-Transaktionen. Market-Maker, die in der Regel den besten Zugang zum fragmentierten Kryptomarkt haben, senden die Coins direkt an VanEck, das im Gegenzug die ETNs erstellt.

Zweitens ist da das Staking. Damit unterstützt VanEck Blockchain-Netzwerke und erhält eine Belohnung für die Anleger. „Das ist ein neues Konzept“, sagt Renkers. Eingesetzte Coins sind vorübergehend gesperrt und können erst nach Tagen oder manchmal Monaten freigegeben werden, während VanEck seinen Kunden weiterhin eine tägliche Handelbarkeit bieten möchte.

Um dieses Gleichgewicht zu überwachen, hat VanEck ein dynamisches Risikomodell entwickelt, das auf dem Modell für traditionelle ETFs basiert. Dazu gehört auch die Überwachung der Länge der ‚Exit-Warteschlange‘, d. h. der Anzahl der Anleger, die Coins zurückziehen möchten. „Wenn diese Warteschlange zu lang wird, steigen die Liquiditätsrisiken und wir müssen weniger staken. Damit beschäftigen wir uns wirklich intensiv.“

Risikomanagement im Mittelpunkt

Die Kryptoverwahrung berge spezielle operative Risiken, sagt Renkers. Fehler sind oft unumkehrbar. Daher arbeiten Krypto-Portfoliomanager eng mit spezialisierten Verwahrern zusammen und es werden zusätzliche Kontrollen eingebaut. „Das Risiko ist höher als bei traditionellen ETFs“, so Renkers.

In anderer Hinsicht ist Krypto aus operativer Sicht einfacher als traditionelle ETFs: Viele ETNs bestehen aus einer einzigen Währung oder einem kleinen Korb und nicht aus Hunderten von Positionen.

Arbeitsalltag

Der Arbeitstag des Krypto-Portfoliomanagers beginnt vormittags mit einer umfassenden Überprüfung aller Positionen und dem Versand einer Zusammenfassung, die die Krypto-Positionen und den Nettoinventarwert für jeden ETN ausweist. Die Market-Maker verwenden diese Daten zur Bewertung der Notes.

Im Laufe des Tages treffen Creation- und Redemption-Anfragen ein. Diese müssen bis 17:00 Uhr übermittelt werden. Die Notes werden erst nach vollständigem Erhalt der Coins erstellt. „Wir wollen die Transaktion immer als Letzte abschließen. Unser Ruf erlaubt es uns, dieses Vereinbarung zu treffen.“

Bei traditionellen ETFs erfolgt das Settlement auf der Basis von Lieferung gegen Zahlung, einem gleichwertigen Vorgang, bei dem Geld und Aktien gleichzeitig übergeben werden, aber das ist bei Kryptowährungen kompliziert. „Man arbeitet mit zwei Welten, dem Blockchain-Universum und der traditionellen Finanzinfrastruktur. Diese stimmen noch nicht immer gut überein.“

Bedarf an spezifischem Wissen

VanEck verlangt von den Krypto-Portfoliomanagern fundierte Kenntnisse über die Blockchain-Technologie und die Unterschiede zwischen den Blockchains. Auch die Staking-Prozesse unterscheiden sich stark zwischen beispielsweise Ethereum und Solana. Dennoch sei es nicht schwer, Talente zu finden, so Renkers. „Wir sind jetzt ein bekannter Name sowohl in der Krypto- als auch in der traditionellen Vermögensverwaltung.“

VanEck verwaltet mittlerweile 31 Milliarden Dollar in Europa. Über 1 Milliarde Dollar sind in Krypto investiert. Das Krypto-Team arbeitet eng mit anderen Verwaltungsteams zusammen, obwohl es eine klar definierte Gruppe bleibt, die keine ETFs verwaltet. Es findet jedoch ein Wissensaustausch statt, da auch traditionelle Portfoliomanager die Entwicklungen in der Kryptowelt verfolgen müssen. Einige ETFs investierten schließlich in börsennotierte Kryptounternehmen, zum Beispiel Miner und Exchanges.

VanEck erwartet, dass das Krypto-Team in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. „Wir denken, dass irgendwann fast alles On-Chain sein wird, auch außerhalb des Finanzsektors“, sagt Renkers. „Was das für uns bedeuten wird, bleibt Spekulation, aber in der Vergangenheit haben wir gelegentlich die Erwartung geäußert, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Hälfte unseres Umsatzes Blockchain-basiert sein wird. Es geht also nicht nur um die ETNs, die wir auf den Markt bringen, sondern auch um bestehende Strategien, die wir on chain gebracht haben.“

Dazu könnten auch ETFs gehören, die künftig ohne traditionelle Verwahrer und Clearinghäuser funktionieren könnten. „Die Technologie ist bereits vorhanden, die Regulierungsbehörden brauchen nur mehr Zeit, um sie zu regulieren.“

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