Unterbrochene Lieferketten, volatile Marktbedingungen und schleppende Investitionen machen Investitionen im Bereich Wasser nicht einfach. In den letzten Jahren haben europäische Investoren Milliarden aus Wasserfonds abgezogen.
Hat das Impact Investing in Wasser ausgedient? Insgesamt sehen die Zahlen der letzten Jahre nicht rosig aus. Der Marktführer Pictet Asset Management lasse sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, sagt Cédric Lecamp. Für den Schweizer Vermögensverwalter leitet er Pictet Water, den größten europäischen Fonds zum Thema Wasser mit einem Vermögen von rund 7,5 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren es noch mehr als 8 Milliarden. Warum ist das so?
Zuflüsse/Abflüsse in der Morningstar-Kategorie European Equity Water
Lecamp verweist auf zahlreiche Unsicherheiten, launische Märkte und eine hohe Volatilität, insbesondere bei Aktien. „Wir sehen in der Tat, dass Anleger mit kurzfristigem Horizont über die Volatilität der Aktienmärkte besorgt sind. Sie reduzieren ihre Gewichtung in dieser Kategorie, was sich auch auf Pictet Water auswirkt.“ Langfristige Anleger sehen das jedoch anders: „Wir beobachten in den letzten Monaten ein zunehmendes Interesse von institutionellen Anlegern, die gerade von den manchmal unregelmäßigen Kursbewegungen profitieren wollen.“
Übrigens ist der Artikel-9-Fonds seit 2017 ‚soft closed‘: Neues Geld kann angelegt werden, aber nur von Anlegern, die bereits vor 2017 eingestiegen sind.
Zugang für alle
Allerdings scheint das große Wachstum bei den Wasserfonds trotzdem vorbei zu sein. Die Bedeutung der Kategorie habe jedoch nicht abgenommen, argumentiert Lecamp (Foto), ganz im Gegenteil. „Wir hinken beim Erreichen des Ziels der Vereinten Nationen, bis 2030 allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer angemessenen Abwasseraufbereitung zu verschaffen, weltweit hinterher. Unsere eigenen Untersuchungen zeigen, dass hierfür jährlich etwa 1 bis 1,4 Prozent des globalen BIP erforderlich wären, aber derzeit tatsächlich nur 0,4 bis 0,6 Prozent des BIP dafür ausgegeben werden.
Nettovermögen in der Morningstar-Kategorie European Equity Water
Es geht also zu langsam. „Die Regierungen investieren zu wenig und die Beteiligung des Privatsektors ist unzureichend“, sagt Pictet und in letzterem Punkt liegt seiner Meinung nach der Business Case für Investitionen in Wasser. „Wir erkennen umfangreiche Möglichkeiten für öffentlich-private Partnerschaften. Heute werden etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung von privaten Wasserversorgern versorgt, während in einer ähnlichen Branche wie der Telekommunikation der private Anteil bei etwa 60 Prozent liegt. Auch bei der Energieversorgung ist er höher: 45 Prozent.“
Intelligente Pumpen
Pictet geht davon aus, dass insbesondere in Südamerika und Asien der private Sektor in den kommenden Jahren eine viel größere Rolle spielen wird. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts müsse dieser Sektor dann 30 Prozent der Weltbevölkerung versorgen. Ein Teil davon betrifft die direkte Versorgung – die Unternehmen erwerben Konzessionen von den Staaten – aber auch das Segment der Wassertechnologie und der Umweltdienstleistungen, z. B. der Abwasseraufbereitung, ist leicht investierbar. Wassertechnologie ist zum Beispiel für die Infrastruktur (intelligente Pumpen und Ventile), für die Überwachung (Messung der Wasserqualität) und zur Steigerung der Effizienz bei der Wassernutzung relevant.
„Es gibt keine iPhone- oder Halbleiterhersteller im Wasseruniversum“
Das bedeutet, dass Investitionen in Wasser weitgehend auf Investitionen in den Industriesektor hinauslaufen. Bei Pictet Water sind es 66 Prozent. Mit einem beachtlichen Abstand sind Rohstoffe der zweitwichtigste Sektor (13 Prozent) im Fonds, gefolgt von Gesundheit (8 Prozent) und Versorgungsunternehmen (7 Prozent). Diese Aufteilung berge besondere Risiken, erklärt Lecamp. „Insbesondere in der Wassertechnologie, die etwa 20 Prozent des Fonds ausmacht, litten die Unternehmen im vergangenen Jahr unter unterbrochenen Lieferketten. Dies betraf vor allem die Bereiche Überwachung und Verbraucherdienstleistungen, in denen die Lieferketten stärker globalisiert und stärker von Rohstoffimporten abhängig sind. Hinzu kommt, dass wir zu etwa drei Vierteln in US-Unternehmen investiert sind.“
Aktiver Anteil 98 Prozent
Der Handelskrieg hat also auch das Portfolio von Pictet Water nicht unberührt gelassen. Aber auch davon abgesehen ist eine Investition in Wasser etwas völlig anderes als eine Investition in den MSCI ACWI. Lecamp: „Dieser wird von den Technologie- und Kommunikationsdiensten nominiert. Unser Active Share im Verhältnis zu diesem Index beträgt daher 98 Prozent. Es gibt zwar eine Überschneidung in den Positionen – von 68 Prozent – aber es gibt kaum Gewichtungen, in denen wir übereinstimmen. Mit anderen Worten: Es gibt keine iPhone- oder Halbleiterhersteller im Wasseruniversum, außerdem haben wir schon immer mehr Chancen in Unternehmen mit einer unterdurchschnittlichen Marktkapitalisierung gesehen. Die Strategie ist also praktisch unabhängig von breiteren Indizes.“
Erträge Pictet Water