Photo by Suradeach Saetang on Unsplash
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Nach Jahren der Underperformance interessieren sich Anleger wieder für Rohstoffe. Sie sichern sich mit Gold gegen eine höhere Inflation ab, sehen aber auch das Wachstumspotenzial der Energiewende.

Die Rohstoffpreise sind für ihre hohe Volatilität bekannt und erlebten zwischen 2016 und 2020 eine Schwächephase. In den letzten Jahren hat sich die Stimmung jedoch deutlich verbessert und das Interesse der Anleger an dieser Anlageklasse nimmt wieder zu.

„Einige Kunden handeln opportunistisch und erhöhen ihre Positionen, wenn die Preise steigen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass Anleger Rohstoffe als strategische Allokation neuerlich unter die Lupe nehmen“, so Darwei Kung von DWS gegenüber Investment Officer.

Ein wichtiger Katalysator sei der Inflationsschub in den Vereinigten Staaten vor einigen Jahren gewesen, beschreibt der Leiter der Rohstoffabteilung. „Die Inflation bleibt ein zentrales Risiko für Anleger und Rohstoffe gelten traditionell als wirksame Absicherung. Außerdem spielen die Diversifizierungsvorteile eine Rolle. Während der Coronajahre nahm die Korrelation zwischen Rohstoffen und anderen risikoreichen Anlageklassen stark zu, ebenso wie die gegenseitige Korrelationauf dem Rohstoffmarkt selbst. Inzwischen sind diese Zusammenhänge weitgehend wieder auf ein normales Niveau zurückgekehrt.“

Im Bloomberg Commodity Index konzentriert sich DWS hauptsächlich auf die größeren und stärker gewichteten Komponenten. Damit reagiert der Vermögensverwalter auch auf die Energiewende. „Man denke an Kupfer, das für die Infrastruktur für erneuerbare Energien, Energiespeichersysteme und Elektroautos benötigt wird. Der Preis ist in diesem Jahr aufgrund des angespannten Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage bereits um 18 Prozent gestiegen. In diesem Kielwasser ist auch der Wert von Silber gestiegen, zum Teil dank seiner zunehmenden Verwendung in Solarzellen“, sagt Kung.

Auch Erdgas profitiere von der Energiewende. „Da Solar- und Windkraftanlagen wetterabhängig sind, bleiben Gaskraftwerke für eine stabile Stromversorgung von entscheidender Bedeutung. Infolgedessen ist die Nachfrage nach Erdgas stark gestiegen, während gleichzeitig das russische Angebot aufgrund des Krieges in der Ukraine stark zurückgegangen ist.“

Gold glänzt weiter

Darüber hinaus glänzt Gold nach Ansicht von Kung Gold sicherlich langfristig. „Der Goldpreis ist bereits beträchtlich gestiegen, aber wir erwarten, dass sich das Edelmetall auch in den kommenden Jahren gut entwickeln wird. Die Zentralbanken erhöhen ihre Goldreserven, oft auf Kosten des US-Dollars. Insbesondere China versucht angesichts der Handelsspannungen mit den USA, die Rolle des Dollars im Welthandel zurückzudrängen und den Yuan zu stärken. Andere Schwellenländer, die eng mit China und Russland zusammenarbeiten, tauschen ebenfalls US-Staatsanleihen gegen Gold. Diese Entdollarisierung hat gerade erst begonnen und kann noch jahrelang andauern.“ 

Neben der strukturellen Nachfrage der Zentralbanken spielt auch die spekulative Nachfrage der Anleger dem Goldpreis in die Hände. Die Geldpolitik der Federal Reserve habe sich von der Preisstabilität auf die Erhaltung von Arbeitsplätzen verlagert, meint Kung. „Wir erwarten, dass sich der US-Arbeitsmarkt verschlechtern wird und die realen Renditen von Staatsanleihen allmählich sinken könnten. Das stützt den Goldpreis. Sollte die Inflation unerwartet stark ansteigen, schneidet Gold zudem besser ab als Anleihen und Aktien. In extremen Szenarien, wie einem geopolitischen Schock, könnte sich der Goldpreis sogar verdoppeln“, so Kung.

Chancen für Uran

Auch Chris Berkouwer, Fondsmanager bei Robeco, stellt fest, dass Rohstoffe wieder in den Brennpunkt des Interesses gerückt sind. „Vor allem Gold zieht wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Die Anleger machen sich Sorgen über Stagflation und steigende US-Schulden. In diesem Klima fungiert Gold wieder als sicherer Hafen“, sagt er.

Berkouwer ist beim Robeco Global Stars Equities Fund und beim Global Climate Transition Equities für die Bereiche Energie, Rohstoffe und Industrie verantwortlich. Robeco investiert nicht direkt in Rohstoffe, der Fonds baut jedoch ein Engagement über Aktien auf. Zu den Positionen des Fonds gehören ein Goldminenunternehmen und ein japanischer Lieferant von Maschinen und Teilen für die Goldindustrie.

Mit dieser Art von Anbietern will der Fondsmanager auch von der Energiewende profitieren, die seiner Meinung nach langfristig attraktiver ist als Gold. Dabei wird oft Kupfer als entscheidender Rohstoff für die Nachhaltigkeit ins Spiel gebracht. Doch Berkouwer relativiert dieses Bild. „Kupfer ist in erster Linie ein Seismograph der Weltwirtschaft. Das Metall wird für verschiedene industrielle Anwendungen eingesetzt, weshalb in Zeiten des Wirtschaftswachstums die Nachfrage steigt. In diesem Jahr wurde der Preis vorübergehend in die Höhe getrieben, da mehrere Minen, auch in Afrika, wegen Wartungsarbeiten stillgelegt wurden. Aber der Kupferpreis liegt immer noch auf dem Niveau von vor 12 Jahren, und die Rolle von Kupfer bei der Energiewende reicht derzeit nicht aus, um allein einen nachhaltigen Preisanstieg zu stützen.“

Robeco setzt daher bei den Impact Funds verstärkt auf Rohstoffe, die direkt von der Energiewende profitieren, z. B. Uran. „Kernkraftwerke sind unverzichtbar, um die wachsende Stromnachfrage zu decken, die durch die Elektrifizierung der Wirtschaft und den Bau von Rechenzentren angetrieben wird. Das wird die Nachfrage nach Uran ankurbeln. Da es Jahre dauert, neue Minen zu erschließen, bleibt das Angebot vorerst hinter der Nachfrage zurück“, sagt Berkouwer.

Für Lithium ist er wesentlich weniger optimistisch. „Die Nachfrage nach Batterien für Elektroautos und Speichersysteme steigt, aber die riesigen Lithiumreserven bedeuten, dass eine strukturelle Verknappung in naher Zukunft nicht zu erwarten ist. Nach der Preisspitze im Jahr 2022 sind die Preise aufgrund der Überkapazitäten in China stark gesunken.“ Das Land macht sich auch auf dem Markt für Seltene Erden bemerkbar. Seit April hat China die Ausfuhr von sieben wichtigen Metallen gestoppt. „China wickelt 80 bis 90 Prozent der Raffination und Verarbeitung dieser Materialien ab, was den Rest der Welt unter Druck setzen könnte“, sagt Berkouwer. Dennoch ist der Gesamtmarktwert der Anwendungen im Vergleich zu beispielsweise Kupfer und Eisenerz begrenzt. „Das Aktienuniversum ist dementsprechend klein. Deshalb spielen wir dieses Thema hauptsächlich über Maschinenbauer und andere Zulieferer der Industrie.“

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